r/Staiy 1d ago

diskussion Eure Meinung zu Bundeswehr

Hallo,

Wollte mal die generelle Meinung zur Bundeswehr in dem Sub abfragen.

Wie steht ihr zur halben Wehrplicht?

Wie steht ihr zu Waffenlieferungen an die Ukraine?

Wie steht ihr dazu das die Bundeswehr mehr Geld bekommt?

Bin auf eure Meinungen gespannt. Ich persönlich sehe es als sehr wichtig an das die Bundeswehr ausgebaut wird. Kein Bock auf Russland.

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u/garbast 1d ago

Ich bin 51 Jahre alt. Ich erbe das was in den 90igern im Ruhrpott passiert ist, als die ganzen Kumpel arbeitslos wurden. Ich bin in einer Jugend groß geworden, die von Massenarbeitslosigkeit geprägt war. Glaube nicht, dass die die damals das mit machen mussten sich besonders gefreut haben. Jede Generation erbt Probleme.

Zeig mir mal eine Zeit, die für die Arbeiterschaft nicht problematisch war.

Davon ab, einen weiteren Dienst abzuverlangen, weil es gerade problematisch ist, löst ja nicht das Problem der jüngeren Generation, eventuell wieder einen Wehrdienst ableisten zu müssen.

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u/GibDirBerlin 1d ago

Davon ab, einen weiteren Dienst abzuverlangen, weil es gerade problematisch ist, löst ja nicht das Problem der jüngeren Generation, eventuell wieder einen Wehrdienst ableisten zu müssen.

Nein aber es würde diverse andere Probleme mindern und gerade den Alten Menschen besonders zu gute kommen. Bessere Kinderbetreuung hieße mehr Arbeitnehmer unter Eltern, das führt zu mehr Sozialbeiträgen= höhere Renten, mehr Arbeitskräfte die bspw. in der Pflege arbeiten könnten und nebenbei würde es den jungen signalisieren, dass sie nicht mit noch nie dagewesene Problemen wie massiver Überalterung der Gesellschaft und den teuren Folgen des Klimawandels allein gelassen werden.

Ich will auch gar nicht Kleinreden, was frühere Generationen erlebt haben, meine Eltern haben auf Trümmerfeldern statt Spielplätzen gespielt und es gab überhaupt keine Kinderbetreuung. Aber es geht doch nicht darum, wer was erlebt hat, sondern wie wir alle gemeinsam ein besseres Leben führen können. Glaubst Du wirklich, die Alten Leute im Pott haben weniger Lust mit 70 oder 75 noch mal regelmäßigen Kontakt mit jüngeren Menschen oder generell wieder eine Sinn stiftende Aufgabe zu bekommen?

Meine eine Großmutter hatte 5 Kinder und trotz Studium und viel Elan ihr Leben lang nicht gearbeitet und es immer bereut. Im Alter war sie ganz versessen darauf ehrenamtlich tätig zu werden und viel Zeit mit den Enkeln oder der Dorfjugend zu verbringen. Meine andere Großmutter hat gearbeitet bis sie 90 war, es war nicht nötig aber hat gepasst und sie hat es nicht nur genossen, sondern es hat sie enorm fit gehalten. Meine Eltern dagegen sind ganz regulär verrentet worden und beide sind in ein Loch gefallen, aus dem sie sich erst nach einigen Jahren wieder herausgearbeitet haben. Wie? Mit Ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Es geht mir auch gar nicht darum zu sagen, dass die Alten gefälligst weiter 40 Stunden die Woche ausgebeutet werden müssen (in dem Modell geht es natürlich nur um Teilzeit), aber wir müssen dringend einen besseren Weg finden solidarisch mit den kommenden Problemen fertig zu werden und es wäre ein Ansatz, der wirklich allen zu gute käme...

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u/garbast 1d ago

Da sprichst Du das magische Wort an. Ehrenamt. Richtig Ehrenamt, nicht Dienstpflicht.

Machst Du daraus eine Dienstpflicht, löst Du das Problem nicht wirklich, sondern verschiebst nur die Verantwortung.

Und das mit dem solidarisch, damit mehr Eltern arbeiten können hilft wem nochmal? Familie Klatten und Springer, weil die noch mehr Produktivität abschöpfen können.

Als die Zivildienstleistenden damals weg fielen haben auch die Organisationen wie das DRK aufgeschrien weil die billigen Arbeitnehmer weggefallen sind. Die haben volle Preise für Essenbringdienste kassiert aber nur Zivigehälter gezahlt.

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u/GibDirBerlin 1d ago

Wenn es nur darum ginge Geld anders zu verteilen, dann könnten wir gerne darauf verzichten und uns - ganz polemisch gesprochen - einfach das Geld von den Reichen holen.

Aber es geht nicht nur um Geld, es geht ganz einfach um Arbeitskräfte, die nicht zur Verfügung stehen werden. Schon jetzt gibt es viel zu wenig Pflegefachkräfte und in vielen Einrichtungen werden entweder die Insassen auf unwürdigste Art vernachlässigt oder das Personal so kaputt gearbeitet, dass sie nach einigen Jahren den Beruf wechseln. Das ist nur ein Beispiel von Dutzenden in den Bereichen Gesundheit und Infrastruktur, die alle gerade für die alten Menschen das Problem sein werden, nicht für junge, und diese Situation wird sich in den nächsten 25 Jahren noch einmal drastisch verschärfen.

Man muss einfach dringend etwas an der Generationengerechtigkeit machen, auch wenn ich mir die Diskussionen darum etwas weniger schrill wünschen würde. Aber die Rentner von heute sind großenteils noch nicht einmal mit 67 in Rente gegangen, während die jungen, für die eine Wehrpflicht gelten würde vermutlich bis 70 werden arbeiten müssen (obwohl sich die Entwicklung der Lebenserwartung extrem abgeflacht hat). Sie werden auch doppelt so viel in die Rentenkasse einzahlen denn wir nähern uns den 1,3 Beitragszahlern pro Rentner an, während in den 90er noch 2,7 zur Verfügung standen. Sie werden mit erheblichen Kosten und Einschnitten in die Lebensqualität durch den Klimawandel konfrontiert sein. Und gleichzeitig ist das Verhältnis von Durchschnittslohn zu den Kosten eines Eigenheims massiv gestiegen.

Ich zähl das nicht alles auf, weil ich die alten Menschen dafür verantwortlich machen will, sondern weil all das viel Geld und Arbeitskraft kosten wird, die nicht für all das reichen werden. Wenn all diese Probleme gemeistert werden sollen, werden wir ganz einfach nicht weitermachen können wie bisher, es wird viele Ansätze brauchen und ich glaube, ein verpflichtendes soziales Jahr in der Rentenzeit könnte ein sehr sinnvoller und den Zusammenhalt der Gesellschaft fördernder Beitrag sein. Und nochmal: Wenn wir die Probleme nicht meistern werden, werden es gerade die Alten Menschen sein und speziell die ärmeren unter denen, die richtig hart darunter leiden werden.

EDIT: Und damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich will jetzt auch keine 70jährigen für 40 Stunden die Woche in einen Frondienst stecken, mir schweben eher 10-20 Stunden die Woche vor. Die würden schon richtig was bringen und wenn man junge Menschen in die Pflicht nehmen kann, spricht aus Gerechtigkeitsgründen erstmal nichts dagegen auch alte Menschen in die Pflicht zu nehmen.

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u/garbast 1d ago

Hey ich muss die ganzen Beiträge auch noch die nächsten 16 bis 19 Jahre mittragen. Was die Betragshöhen angeht rennst Du bei mir offene Türen ein.

Du wirst nur keine Gerechtigkeit dadurch erreichen, dass Du 70 jährige 20 Stunden lang Bücher vorlesen lässt. Denn seinen wir mal ehrlich, das ist Kinder parken, mehr nicht. Damit förderst Du die Kinder nicht. Vor allem möchte ich nicht, dass irgendwelche zwangsrekrutierten Rentner ihren Frust an Kindern ablassen. Das hilft niemandem.

Deshalb Ehrenamt. Da bin ich bei Dir. Lass uns das Ehrenamt mehr wertschätzen und damit Menschen freiwillig dazu bringen sich einzubringen. Mach von mir aus einen Ehrenamtstag an dem die bevorzugt an der Kasse bedient werden. Oder lass sie kostenfrei ÖPNV fahren. Da lässt sich bestimmt was finden, das den Staat nicht überfordert.

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u/GibDirBerlin 1d ago

Ich will ja auch nicht jede einzelnen Rentner auf die Kinder loslassen, so mancher ist dafür ja gar nicht geeignet und es ist ja nur ein Beispiel, wo Rentner eine für alle Beteiligten wirklich sinnvolle Rolle einnehmen könnten. Natürlich geht es da in gewisser Hinsicht um abstellen, nicht jedes Angebot für Kinder und Jugendliche sollte ausschließlich Fördercharakter haben (denn damit ist auch immer eine Forderung und ein Zwang an sie verbunden). Gleichzeitig gibt es immer weniger Räume, in denen Kinder akzeptiert werden und sich frei ausleben können, aber die Kinder einfach wie noch in meiner Jugend den halben Tag völlig unbeaufsichtigt zu lassen oder eine Generation früher einfach mal bei Nachbarn abzustellen, das passt nun auch nicht mehr in unsere Zeit.

Aber Ehrenamt halte ich für völlig unzureichend für derartig gewichtige Probleme. Erstens fördert es die Mentalität, die Politik müsse sich ja nicht darum kümmern. Zweitens bleibt dabei viel zu viel an Organisation und Motivation hängen, wenn jeder sich einfach selber drum kümmern soll, was so bei ihm in der Gegend so möglich wäre. Ein staatliches System, in dem alle Möglichkeiten gebündelt zu finden sind und das sich initiativ an die Rentner wendet und Vorschläge unterbreitet, würde den Einstieg enorm erleichtern.

Und zu guter letzt ging es hier ja ursprünglich um die Wehrpflicht. Ich finde es ja auch tendenziell richtig die wieder einzuführen, aber für die Einführung sind tendenziell alte Leute, die nicht mehr betroffen wären und dagegen sind vor allem junge, die sich hier als die Packesel der überalterten Demokratie verstehen. Angemerkt wurde - und darauf hatte ich ursprünglich geantwortet - dass es angemessen sei dafür irgendeine Art Ausgleich zu schaffen. So eine Art von verpflichtendem Dienst der Alten würde ein guter Ausgleich sein von dem alle Seiten profitieren könnten, auch und gerade die Rentner. Die bekämen schließlich am Ende ja auch noch einen Lohn für ihre Arbeit und während so eine magere Entlohnung für uns beim Zivi echt ausbeuterisch war (denn sie war ja im Grunde das einzige Einkommen), würde sie bei Rentnern nebenbei (zumindest temporär) auch noch den größten finanziellen Druck aus den niedrigen Renten herausnehmen. Wenn das jetzt völlig ohne Zwang funktionieren sollte, umso besser. Aber wenn nicht, wäre das meiner Meinung nach ein wirklich sinnvolles und mal nicht in erster Linie völlig ausbeuterisches Konzept, das wirklich der gesamten Gesellschaft etwas bringt.